Einen handlungsorientierten Ansatz einer Kommunikationstheorie liefert WATZLAWICK. Durch den pragmatischen Bezug wird eine differenzierte Betrachtung von Störungen in der kommunikativen Interaktion von Menschen möglich, die wir für die Entwicklung einer Systematik von Kommunikationskon-flikten benötigen.
Der Kommunikationstheorie von WATZLAWICK liegt eine axiomatische Basis zugrunde. In den einzelnen Axiomen stellen sie den pragmatischen Bezug von Kommunikation dar.
Jedes Verhalten einer Person ist nach ihrem Verständnis Kommunikation. Die Erkenntnis, dass es nicht möglich ist, sich nicht zu Verhalten, führt zum ersten Axiom der Kommunikation:
1. Man kann nicht nicht kommunizieren.
Neben dem inhaltlichen Aspekt einer Nachricht, enthält jede auch einen emotiona-len Gehalt, der sich auf die Beziehung mit dem Kommunikationspartner bezieht. Folglich lautet ihr zweites Axiom:
2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.
Den wechselseitigen Kommunikationsablauf bezeichnen WATZLAWICK als Interaktion. Verhaltensketten, die von Interaktionen herrühren, bekom-men im Laufe der Kommunikationsbeziehungen eine Struktur. Je nach Sichtweise kann so ein und dasselbe Verhalten als Ursache oder als Reaktion verstanden werden:
3. Teilnehmer von Interaktionsprozessen legen diesen eine Struktur zugrunde, die ihr Verhalten organisiert (Interpunktion von Ereignisfolgen).
Durch Kommunikation können digitale und analoge Informationen übertragen werden. Digital ist alles, was sich in Sprachzeichen übersetzen lässt, dazu zählen alle verbalen Nachrichten. Mit analog werden die übrigen Botschaften bezeichnet, die sich nicht in Sprachzeichen übersetzen lassen. Dazu zählen insbesondere Be-ziehungsaspekte:
4. Menschliche Kommunikation besteht aus digitalen und analogen Ausdrucksmöglichkeiten.
Das letzte Axiom lautet:
5. Kommunikationsabläufe sind symmetrisch, wenn die Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern auf Gleichheit beruht oder komplementär, wenn sie auf Ungleichheit beruht.
Damit wird der Beziehungsaspekt im Kommunikationsprozess besonders hervorgehoben. Beziehungen beruhen entweder auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit, die sich entsprechend in symmetrischen oder komplementären Kommunikationsabläufen äußern. Beispiele für komplementäre Beziehungen sind das Verhältnis zwischen Mutter und Kind oder auch Arzt und Patient.
In den weiteren Kapiteln werden die Axiome in Hinblick auf mögliche Störungen untersucht.